Die
Lager
Unterbringung
Die Arbeits-
und Lebensbedingungen sowie die Erfahrung von Zwang waren je nach
Herkunft der Arbeitskräfte unterschiedlich. Arbeiter und Arbeiterinnen
aus den westlichen Ländern mussten häufig auch in Lagern
leben, doch unterstanden sie einer weniger strengen Disziplin als
Arbeitskräfte aus Osteuropa. Als Ausländer "germanischer
Abstammung“ blieben sie in der Regel von den brutalen Disziplinierungsmaßnahmen
verschont, denen Arbeiter und Arbeiterinnen aus Polen und der Sowjetunion
ausgesetzt waren.
Ziel der Unterbringung
in Lagern war die Abgrenzung der "Fremdvölkischen“
von der deutschen Gesellschaft und ihre strikte Überwachung.
Zunächst wurden die ausländischen Arbeitskräfte noch
in Schulen, Arbeiterheimen, großen Sälen und anderen
Gebäuden oder sogar in Privat-Quartieren untergebracht. Mit
immer stärkerer Zwangsrekrutierung wurden dann große
Barackenlager auf Wiesen, Sportplätzen oder direkt auf den
Betriebsgeländen angelegt.
Lager für
"Ostarbeiterer“ und für Kriegsgefangene waren mit
einer "fluchthindernden Umzäunung“ umgeben. Dem
eingesetzten Wachpersonal war es erlaubt, körperliche Züchtigungen
vorzunehmen. Die meisten Lager waren hoffnungslos überbelegt.
Ernährung
Die zugeteilten
Rationen waren abhängig davon, ob man Westarbeiter, Ostarbeiter
oder Kriegsgefangener war. Die Ernährung wurde zumeist von
den Betrieben gestellt – und vom ohnehin geringen Lohn abgezogen.
Bis zum Einsatz
der "Ostarbeiter“ galt, dass den ausländischen Arbeitskräften
dieselben Rationen zustanden wie ihren deutschen Kollegen. Dies
änderte sich mit der Deportation der sowjetischen Zwangsarbeiter.
Ihnen wurde nur soviel Nahrung zugeteilt, dass ihr Überleben
und damit vor allem ihre Arbeitskraft gesichert war. Standard war
eine "Balanda“ genannte wässrige Suppe mit einigen
Kohlblättern.
Für Kriegsgefangene
galt die "Leistungsernährung“. Erbrachte ein Einzelner
unbefriedigende Leistungen, wurden die Rationen für die gesamte
Arbeitseinheit gekürzt. Aber auch hier galt als oberster Grundsatz,
die Arbeitskraft zu erhalten.
Bekleidung
Auch die Versorgung
mit Kleidung und Schuhwerk war problematisch. Ausländer hatten
in Deutschland grundsätzlich keinen Anspruch auf Bezugsscheine
für Kleidung. Sie wurden bereits in ihrer Heimat darauf hingewiesen,
ausreichend Bekleidung mitzunehmen. "Ostarbeiter“ und
"Ostarbeiterinnen“ hatten aber oft nicht die Möglichkeit,
sich bei ihrer Deportation mit Kleidung einzudecken. Sie konnten
nur das mitnehmen, was sie auf dem Leibe trugen.
Da die Kleidung
bei der Arbeit schnell verschliss, erhielten die Zwangsarbeiter
und -arbeiterinnen Reste aus Altkleidersammlungen. Ende 1942 begannen
Textilunternehmen dann gezielt mit der Fertigung besonders einfacher
und robuster Kleidungsstücke für Ausländer. Neben
Oberbekleidung und Unterwäsche wurden auch spezielle Schuhe
hergestellt, bei denen man auf Leder oder Gummi verzichtete. Besonders
gefürchtet waren die unbequemen Holzschuhe.
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