Kriegsverlauf
und Zwangsarbeit
Deutschland
konnte den Zweiten Weltkrieg nur führen, indem es die eroberten
oder von ihm abhängigen Länder ausbeutete. Das galt nicht
zuletzt auch für die Arbeitskräfte. Ausländer mussten
die zur Wehrmacht eingezogenen deutschen Arbeiter ersetzen. Insofern
findet man Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen nicht nur in allen
Wirtschaftszweigen, sondern auch in allen Bereichen des öffentlichen
Lebens.
Ohne den Einsatz
von Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen wäre der Zweite
Weltkrieg für Deutschland nicht führbar gewesen. Im Verlauf
des Krieges taten sich mit den deutschen Eroberungen immer neue
Möglichkeiten auf, Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen zu
rekrutieren.
Nach dem deutschen
Überfall auf Polen im Herbst 1939 wurden zahlreiche Kriegsgefangene
nach Deutschland verschleppt. Wenig später wurden dann auch
polnische Zivilisten zur Arbeit in Deutschland gezwungen. Durch
den Angriff auf Dänemark und Norwegen im Frühjahr 1940
und die Eroberung der Beneluxstaaten und Frankreichs im Sommer desselben
Jahres standen weitere Kriegsgefangene zur Verfügung. In diesen
Ländern angeworbene und zwangsrekrutierte Zivilarbeiter und
-arbeiterinnen mussten ebenfalls in Deutschland arbeiten.
Mit dem Balkankrieg
und vor allem dem Angriff auf die Sowjetunion ab Juni 1941 eröffnete
sich dem NS-Regime ein gewaltiges Arbeitskräftereservoir. Den
Anfang machten die jugoslawischen Kriegsgefangenen. Danach kamen
Zivilarbeiter und -arbeiterinnen aus dem Baltikum und der Ukraine
sowie die ersten sowjetischen Kriegsgefangenen. Das Kriegsjahr 1942
brachte schließlich den größten Zuwachs an ausländischen
Arbeitskräften. Die meisten stammten aus der Sowjetunion.
Hatten sich
am Ende des Jahres 1941 3,5 Millionen ausländische Zivilisten
und Kriegsgefangene in Deutschland befunden, waren es Ende 1942
bereits 5,6 Millionen. Bis Ende 1943 stieg ihre Zahl noch weiter
bis auf 7,3 Millionen und erreichte mit 8,3 Millionen Zwangsarbeit
leistenden Ausländern Ende 1944 ihren absoluten Höhepunkt.
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